Mittwoch, 1. September 2010

Spinnen mit der Handspindel

Ob man lieber Kammzug, Kardenband oder doch Vlies verspinnt, muss jeder für sich selber herausfinden. Ich hab's bisher nur mit dem Kammzug versucht, und es klappt ganz hervorragend. Wichtig ist, dass man von dem Band nichts abschneidet, sondern rauszupft. Durch das Schneiden würde man den einzelnen Fasern die feinen Haarenden abschneiden und die Wolle ließe sich nicht mehr richtig anspinnen. Als Anfänger empfiehlt es sich auch, ein relativ schmales Band herauszuziehen, da dabei die Fasern leichter herauszuziehen sind.

Um überhaupt anspinnen zu können, ist es hilfreich, einen bereits gesponnenen Faden (ca. 75cm) an der Spindel zu befestigen, dessen loses Ende leicht aufgezwirbelt werden kann. Der Faden wird unmittelbar über dem Wirtel befestigt und ein paar mal um den Stab gewickelt, anschließend unter dem Wirtel einmal um den Stab geführt und schließlich am oberen Endes des Staben mit einem "halben Schlag" befestigt.
Das lose, aufgezwirbelte Ende legte man dann auf die zu spinnenden Fasern, hält es fest und versetzt die Spindel in Drehung (wichtig: Immer in die gleiche Richtung drehen!!). Der Drall wandert nach oben und verzwirbelt das aufgedröselte Fadenende mit den neuen Fasern.
Das Faserbüschel hält man ganz locker in der linken Hand, während man mit der rechten immer wieder vorsichtig Fasern herauszupft und der Spindel neuen Schwung verleiht.
Das "Zusammenspiel" aus all dem muss natürlich stimmen. Dreht sich die Spindel zu langsam, werden die Fasern nicht richtig verzwirbelt und der Faden reißt. Dreht sie sich zu schnell, kann sich auch der untere Teil des Faserbündels verdrillen und es geht gar nichts mehr... Den Dreh (im wahrsten Sinne des Wortes) hat man aber schnell raus.

Hat man das ganze Büschel schließlich versponnen, nimmt man sich - sofern der Faden länger werden soll - ein Neues, zwirbelt das Ende des gesponnenen Fadens wieder ein wenig auf und macht im Prinzip das gleiche wie beim anspinnen.

Wenn die gewünschte Menge schließlich versponnen ist, empfiehlt es sich, die Wolle auf eine Haspel (es eignen sich aus eigener Erfahrung aber auch Stuhl-/Hockerbeine, die Haspel hat halt den Vorteil, dass sie sich dreht) zu wickeln, ein wenig mit Wasser einzunebeln (mit einer Sprühflasche) und trocknen zu lassen. Dann kann die Wolle in ein Knäuel gewickelt werden.

Man kann das Garn aber, um es stabiler zu machen, auch verzwirnen. Dazu werden zwei oder mehr gesponnene Fäden miteinander verdreht. Wichtig dabei ist, dass die Spindel dann in die entgegengesetzte Richtung gedreht werden muss.

So eine Anleitung klingt jetzt vermutlich komplizierte, als es eigentlich ist. Einfach mal ausprobieren, dann kann man sich selber davon überzeugen, dass es keine Hexerei ist!
Und nicht den Mut verlieren, wenn die Erstversuche eher wie Effektgarn mit schwangeren Regenwürmern aussehen! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Mit ein wenig Übung erzielt man bald richtig gute Erfolge und schafft es schon nach kurzer Zeit, hauchdünnes Garn zu spinnen.

(Bilder folgen!)